Offener Himmel, offenes Meer

Ich war Schwemmholz im Atlantik,
Überreste eines gesunkenen Schiffes
nach einem Sturm auf hoher See.
Meine Einzelteile zerstreuten sich
über den Ozean.

Ich traf auf einen Strand,
Eine Bucht, die das Meer umarmt,
Mit warmem, weichem Sand.

Du nahmst mich auf,
Fügtest mich zusammen,
Bautest eine Hütte aus mir.

Legtest dich hinein,
Richtetest mich ein,
Schriebst Gedichte in mir.

Jetzt, endlich im Trockenen,
Träumst du vom offenen Himmel
und ich träum‘ vom offenen Meer.

Kopfspiel

Hallo Spieler,
Du siehst komisch aus!
Ach, jetzt komm ich drauf!
Du hast die Mütze gar nicht auf!

Ach, da ist noch mehr!
Das irritiert mich jetzt sehr!
Dein Kopf ist weg!
Wo hast du ihn versteckt?

Wo ist dein Kopf geblieben?
Hast du ihn liegen gelassen?
Wer hat ihn dir geklaut?
Gibt es für Köpfe Kassen?

Wird der Dieb dafür bezahlen?
Willst du ihn ewig hassen?
Gibt es Werkstätten,
Die dir ’nen neuen verpassen?

Trainer, du stellst die richtigen Fragen!
Ich habe mit meinem Kopf gespielt
Als ich zum Tor schoss, dachte ich,
Ich hätte gut gezielt

Doch mein Kopf knallte gegen den Pfosten
>Jetzt: Totalschaden wegen Vollpfosten!
Ich habe mein Gesicht verloren
Steh‘ wie ein Depp vor vielen Thoren.

Wo ist mein Kopf geblieben?
Ich möchte eine Vermisstenanzeige aufgeben
Nein, nicht einwechseln! Ich bin nicht verrückt!
Mein Kopf ist nur verunglückt!

Wo ist mein Kopf geblieben?
Wahrscheinlich ist er davon gerollt!
Wer weiß, in welchem Graben er liegt
Nicht, dass ihn der Gegner kriegt

Trainer, hast du meinen Kopf gesehn?
Ich bin nur noch von Hals bis Zeh,
So wie ich hier steh
Bin ich kopflos.

Hilf mir, meinen Kopf zu finden!
Beim nächsten Mal werd ich ihn fester binden
Und gewährst du mir ein weiteres Spiel
Trainer, ich versprech’s, dann treff‘ ich das Ziel!

Spieler, du hast den Kopf verloren!
Ich werde dir bei der Suche behilflich sein
Gib‘ gut Acht auf ihn, und trainiere fein
Dann geht er beim nächsten Mal auch rein.

Ich versprech’s dir Trainer,
Das kommt nie wieder vor!
Der nächste Kopfschuss
Geht ins Tor.

Schwärmerei

Gedichte sind Schwärmereien
Wenn man für jemanden schwärmt,
Schreibt man ein Gedicht.

Kurzgeschichten sind Affären
Oft gibt es Täter, Opfer
Oder gar Tote.

Der Roman ist eine Liebe.
Das Debüt ist manchmal schon der Bestseller,
So gewinnbringend,
Dass man lebenslang von ihm zehrt.
Meistens werden Romane mit der Zeit reifer …

Eine Autobiografie ist Selbstbefriedigung auf hohem Niveau.
Jeder darf zuschauen.
Man beginnt mit ihr, heimlich und unbeholfen,
In Form eines Tagesbuches,
Und man endet mit ihr, wissend und selbstgefällig,
Bevor man stirbt.

Die Satire ist das Sahnehäubchen
Und passiert nur recht selten.
Sie ist ein Intermezzo an einem ungewöhnlichen Ort
Mit einem Unbekannten.
So überraschend, dass man dran zweifelt,
Ob sie wirklich geschah.

Aber vorsichtig!
Die Pointe kann in Form von Nachwuchs kommen
Und dessen Aussehen ungewöhnlich sein
Schnell ist man Vormund eines Allienbabys.
Das frisst einem die Gedanken aus dem Kopf.
Schluss mit Gedichten und Romanen.

Bist Du einmal im Satiregeschäft,
Kommst Du nur schwer wieder los.
Dreht Dir jemand ein Alienbaby an?
Dann lauf so schnell du kannst
Oder nimm‘ es
Und mach ’nen bess’ren Menschen draus.

Meine Geister

Bin zart besaitet
Hab mich verkleidet
Zupf die Saiten
Hüpf durch die Zeiten

Kann mich selbst nicht leiden
Kann mir nichts ankreiden
Lass es geschehn
Ohne es zu verstehn

Auf Wiedersehn.

Reißt die Saite
Schrein die Geister
Klettern heiter
Ohne Leiter

Meine Gedanken
Sind vergoldetes Nichts
Meine Geister
Wollen zum Licht

Man lässt sie nicht.

Für einen Nachbarn

Wenn deine Hand auf der deines Nachbarn ruht
Hör mal, was sein Herz dann tut
Niemand möchte ohne den anderen sein
Für dein Herz ist die Welt zu klein

Großes fühlst du, großes denkst du
Hörst so, siehst so, sprichst so gern
Die ganze Welt ist dir am Nächsten
Doch du bist dir selbst so fern

Ein Dadadicht

Winter wehen Wolken
Weil‘ und Dauer
Frühlingsschauer.

Augen auf der Heide
Wollen Hirten beide
Sein und haben nicht.

Wenn der Krug zerbricht
Die Liebe auch.
Obwohl es zäh erscheint.

Ein Kind, das weint
Der Jäger auch?
Er hat gefühlt.

Was werden kann
Vielleicht schon ist
Die Maße in Scharen.

Und Rudeln auch
Wenn es sinnlos erscheint
Der Herr, hats gut gemeint.