Schwärmerei

Gedichte sind Schwärmereien
Wenn man für jemanden schwärmt,
Schreibt man ein Gedicht.

Kurzgeschichten sind Affären
Oft gibt es Täter, Opfer
Oder gar Tote.

Der Roman ist eine Liebe.
Das Debüt ist manchmal schon der Bestseller,
So gewinnbringend,
Dass man lebenslang von ihm zehrt.
Meistens werden Romane mit der Zeit reifer …

Eine Autobiografie ist Selbstbefriedigung auf hohem Niveau.
Jeder darf zuschauen.
Man beginnt mit ihr, heimlich und unbeholfen,
In Form eines Tagesbuches,
Und man endet mit ihr, wissend und selbstgefällig,
Bevor man stirbt.

Die Satire ist das Sahnehäubchen
Und passiert nur recht selten.
Sie ist ein Intermezzo an einem ungewöhnlichen Ort
Mit einem Unbekannten.
So überraschend, dass man dran zweifelt,
Ob sie wirklich geschah.

Aber vorsichtig!
Die Pointe kann in Form von Nachwuchs kommen
Und dessen Aussehen ungewöhnlich sein
Schnell ist man Vormund eines Allienbabys.
Das frisst einem die Gedanken aus dem Kopf.
Schluss mit Gedichten und Romanen.

Bist Du einmal im Satiregeschäft,
Kommst Du nur schwer wieder los.
Dreht Dir jemand ein Alienbaby an?
Dann lauf so schnell du kannst
Oder nimm‘ es
Und mach ’nen bess’ren Menschen draus.

Papas Romanze mit der Zeit

Menschen, die das Ende eines guten Buches hinauszögern,
Jedes Wort inhalieren, sich mit jedem Bild zudecken:
Das sind doch dieselben Menschen, die Probleme haben
Eine Sache abzuschließen,sie zuzudecken
Und etwas Neues zu beginnen.

Und dann diese Menschen, die niemals einen Roman zu Ende lesen:
Das sind doch jene, die irgendwann ganz aufhören,
Ein Buch in die Hand zu nehmen,
Die aufhören,Geschichten zuzulassen

Und niemals mehr beginnen.

Und dann am Ende jene, die über die Seiten rasen,
Jedes Wort abmähen und einscannen:
Sie verpassen die Pointe zwischen den Zeilen.
Sie verstehen nicht, was nicht verstanden werden soll –
aber das ist doch auch wichtig.

Wie liest du?

Ein Roman kann eine Romanze sein.
Wenn er gut ist, möchte man sich hineinwerfen
Und an das Ende nicht denken.
Doch wenn das Ende näher rückt
Wird man jeden Tautropfen,Jeden Rosengeruch,
Jede Melodie, in sich aufnehmen wollen
Bis der Kelch leer ist.

Ende.

Ein gutes Buch stellt man ins Regal
Manchmal holt man es heraus, fährt über seinen Rücken,
Berührt die guten Seiten einer verflossenen Romanze.
Manche Menschen verborgen ihre liebsten Bücher nicht.

Ein Roman ist eben keine Zeitung
Eine Zeitung ist ein Flirt,
Der, wenn er gut war,
Auf einem Stapel anderer Flirts landet
Falls man nochmal reinschauen möchte,
Was man meistens aber nicht tut.
Deshalb schmeißt man ihn dann irgendwann weg
Oder verbrennt ihn.

Manche Menschen schmeißen ihre Zeitungen niemals weg.

Zum Beispiel mein Vater.
Er hortet Die Zeit,
Falls man nochmal reinschauen möchte, sagt er
In Die Zeit

Dabei wird Die Zeit immer gelber,
Was nicht passieren würde,
Wenn Papa sich trennen könnte.
Aber das kann Papa nicht.
Das hat er noch nie gekonnt.