Weißt du noch, damals? Als in Kambodscha Bürgerkrieg herrschte. Als die Angst vor Aids noch frisch war. Als Kurt Cobain noch lebte. Als „Creep“ von Radiohead in den Charts lief. Als das Berliner E-Werk die Punks von gestern in Technobeats und Ecstasywolken lullte. Als Elektro noch krass war. Weißt du noch? Als Langzeitstudenten lieber starben, als ihre Magisterarbeit zu beenden.
Nein, muss ich sagen, ich weiß nicht.
Ich war auch in der roten Infobox am Potsdamer Platz. Ich erinnere mich an die gelben Kräne, die wie apokalyptische Monster in den Himmel ragten. Vielleicht bin ich dort in Latzhose und mit Eis in der Hand Typen wie Euch über den Weg gelaufen; Typen mit Telleraugen und Lederjacken. Doch in den 2000ern, in denen meine Jugend stattfand, habe ich von Euren Abenteuern nur noch die Nachwirkungen mitbekommen. Ich habe mitbekommen, wie Punks zu Emos wurden, Hausbesetzer zu Ökos, Raver zu Hipster und Magister zu Master. Ich habe gesehen, dass es nach der Apokalypse, die ihr als ein Ende gefeiert habt, weiterging. Wie die Apokalypse real wurde; wie sie normal wurde. Die 2000er waren wie der Kater nach dem Rausch der 90er. Die Zeit der vernünftigen Vorsätze. In der nur soviel gefeiert wurde, wie es ein Studium in Regelzeit verträgt. In der Dichter lieber Bionade tranken, als Selbstmord zu begehen. Ist ja auch viel gesünder. Aber ein Buch über die 90er ist auch nicht schlecht.