Laufen (Isabel Bogdan)

WIN_20200703_12_49_46_ProMeine Mutter hat es mir auf dem Flug in eine südeuropäische Stadt geborgt, kurz bevor Flüge in südeuropäische Städte verboten wurden, bevor ich in meinem Homeoffice saß, die Urlaubsfotos durchscrollte und dachte: Krass, das war kürzlich und das war eine andere Zeit, jetzt ist alles anders und dieser Urlaub war vielleicht das letzte Mal, dass -. Aber das ist ein anderes Thema, zu dem ich mich an dieser Stelle nicht weiter äußern möchte, nur ein bisschen habe ich mich dazu hinreißen lassen , weil es dazu gehört, weil jeder Eindruck, alles, was dieses Buch besser beschreiben kann, miteinbezogen werden muss.

Es war also Urlaub. Mutter zu nervös, um während des Flugs zu lesen, ich sie mit meinem Gequatsche nervend, sie mir das Buch in die Hand drückend, das sie bereits angefangen hatte. Es war „Laufen“ und es lief sehr gut, so gut, dass ich den Lesevorsprung meiner Mutter bis zur Landung fast aufgeholt hatte. Auf den ersten paar Duzent Seiten lachte ich viel, ich erinnere mich zu meiner Mutter sagend: „Das ist total mein Humor“, und sie sagen hörend: „Aber es ist auch hart.“ Wenig später wurde es so hart, dass ich es weglegen musste, Pausen machen, wie beim Laufen, es nicht übertreiben, ablenken mit lokalen Köstlichkeiten und versöhnlichen Aussichten unserer Ferienwohnung. Später dann, zurück zu Hause, hatte ich das Buch immernoch, meine Mutter hatte es bereits ausgelesen und mir überlassen, um damit fertig zu werden; wie die Protagonistin irgendwie damit fertig zu werden…

Dann begann die Zeit, in der wir nicht mehr reisen konnten, aber joggen war weiterhin erlaubt. Eine Freundin, Schwimmerin, begann zu laufen, weil sie nicht mehr schwimmen durfte und schrieb mir tagtäglich, wie gut es ihr tue, das Laufen. Ich gab ihr also „Laufen“. Ich weiß, das macht man eigentlich nicht; Bücher verborgen, die einem geborgt wurden, aber zu der Zeit waren auch die Buchläden geschlossen-. Nein, das ist eine schlechte Ausrede, es hätte Wege gegeben, das Buch erneut zu bestellen, vielleicht empfand ich es nur einfach als passend, genau dieses Buch weiterzugeben wie ein Allgemeingut, es sollte reisen und weil man joggend so schlecht lesen kann eben durch verschiedene Hände, Haushalte und Länder gehen – einfach nicht stillstehen.  Ich nahm es meiner Freundin deshalb nicht übel, als sie sagte, ihre Freundin lese jetzt das Buch. Vielleicht sehe ich dieses „Laufen“ nie wieder (deshalb ist es auf diesem Foto auch nicht zu sehen). Und wenn du willst, Mama, kaufe ich dir dann ein Neues oder das nächste von Isabel Bogdan, weil Isabel Bogdan mit uns viele neue Mitläuferinnen gewonnen hat!

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